Frau, die sich am Hals kratzt

Pruritus - akuter und chronischer Juckreiz am ganzen Körper

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Pruritus - was ist das?

Unter Pruritus versteht man einen ausgeprägten Juckreiz, welcher für Betroffene sehr belastend ist. Hält er sechs Wochen oder länger an, spricht man von chronischem Pruritus (chronischer Juckreiz). Dieser führt oft zu heftigem Kratzen, das die Hautbarriere schädigt, Entzündungen begünstigt und noch mehr Jucken hervorruft.

Pruritus ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern tritt als Symptom anderer Erkrankungen oder Hautreizungen auf. Allerdings kann der chronische Juckreiz auch nach Abheilen der auslösenden Erkrankung bestehen bleiben. Oft verbirgt sich eine Hauterkrankung oder systemische Erkrankung hinter der Ursache von Pruritus. Aber auch allergische Reaktionen durch die Einnahme von Medikamenten kommen infrage. Obwohl Juckreiz die Haut betrifft, erfolgt in vielen Fällen eine internistische oder hausärztliche Untersuchung. Wichtig ist, die ursächliche Erkrankung zu klären, um die für Pruritus angemessene Behandlung festzulegen.

Pruritus: Diagnose und Einteilung

Schulterblatt einer Frau mit Hautrötungen
Pruritus wird durch verschiedene Mechanismen verursacht - Hautveränderungen deuten oft auf Hauterkrankungen als Ursache hin.

Pruritus kann in unterschiedlichen Formen auftreten. Dabei unterscheidet man unter anderem, ob er akut oder chronisch ist und ob er an einer Körperstelle (lokalisierter Pruritus) oder am ganzen Körper (generalisierter Pruritus) auftritt. Ein wichtiges Merkmal ist auch, ob er auf primär intakter (nicht geschädigter) oder veränderter (geschädigter) Haut auftritt, was Aufschluss über den Pruritus auslösenden Mechanismus gibt. Denn für Pruritus gibt es vier verschiedene Organsysteme mit jeweils individuellen Erkrankungen, die den Mechanismus zur Empfindung von Juckreiz in Gang setzen:

  • Dermatologischer Pruritus: Der Juckreiz wird infolge entzündlicher Prozesse, zum Beispiel durch Ekzeme, ausgelöst.
  • Systemischer Pruritus: Hier sind Erkrankungen anderer Organe als der Haut beteiligt, beispielsweise die der Galle oder Leber.
  • Neuropathischer Pruritus: Dieser wird durch eine Schädigung der Nerven des zentralen oder peripheren Nervensystems hervorgerufen. Hierzu zählt auch multiple Sklerose.
  • Psychosomatischer Pruritus: Hinter dem Juckreiz stehen hier psychiatrische Erkrankungen.

Bei der Anamnese von Pruritus werden nicht nur die betroffenen Körperstellen abgeklärt, sondern auch Dauer, Intensität oder die Begleitsymptome. Da hinter chronischem Juckreiz viele verschiedene Erkrankungen stehen können, sind teilweise weitreichende ärztliche Untersuchungen nötig, bis die ursächliche Erkrankung festgestellt wird. Bei der Diagnose kann es helfen, ein Beschwerdetagebuch zu führen.

Pruritus-Ursachen: Mögliche Erkrankungen

Frau, die Diabetes-Test am Zeigefinger durchführt
Diabetiker*innen sind durch ihre destabilisierte Hautbarriere oft anfälliger für Pruritus.

Wenn bei der Untersuchung des chronischen Pruritus Schädigungen der Haut (läsionale Haut) festgestellt werden, kommen als Pruritus-Ursachen Hauterkrankungen, bakterielle oder virale Infekte, Pilzerkrankungen, Kontaktallergien und Autoimmunerkrankungen infrage:

  • Neurodermitis: Ist das atopische Ekzem die Ursache, wird der auftretende Juckreiz als atopischer Pruritus bezeichnet. Je nach Alter der Betroffenen tritt der Juckreiz an unterschiedlichen Stellen auf. Bei Erwachsenen sind häufig Gesicht, Hals und Hände betroffen.
  • Allergien oder Pilzbefall der Kopfhaut: Dadurch kann sich ein Pruritus der Kopfhaut entwickeln, der zum Beispiel durch eine Shampoo-Allergie oder einen Pilz ausgelöst werden kann. Auch trockene Kopfhaut kann Ursache von chronischem Juckreiz sein.
  • Krätze (Scabies): Durch die Einnistung von Krätzmilben kommt es vor allem nachts zu heftigem Juckreiz. Juckende Stellen sind oft die Handrücken und -gelenke, Zwischenräume zwischen den Fingern und Fußzehen, Achselhöhlen, Brustwarzen oder der Intimbereich. Auch nach erfolgreicher Behandlung bleibt der Juckreiz häufig bestehen.

Sind keine Hautschädigungen (nicht-läsionale Haut) vorhanden, kommen neurologische, innere oder psychosomatische Erkrankungen infrage. Je nachdem, welches Organsystem den chronischen Juckreiz verursacht, unterscheiden sich die Pruritus-Symptome vor allem an den auftretenden Körperstellen:

Frau, die sich an der Ferse kratzt
Bei Erkrankungen der Galle oder Leber kann ein Jucken an der Fußsohle entstehen.

  • Schädigung der Nervenfasern: Dadurch entsteht vor allem an den Gliedmaßen chronischer Juckreiz. Darunter fällt zum Beispiel der brachioradiale Pruritus (Jucken an den Unterarmen).
  • Erkrankungen der Nieren: Tritt Pruritus bei Niereninsuffizienz oder Dialyse auf, bezeichnet man das als urämischen Pruritus. Der Juckreiz kann hier an verschiedenen Stellen empfunden werden.
  • Hodgkin-Lymphom (Morbus Hodgkin): Ein Jucken in Leiste, Halsfalte oder Achselhöhle kann auf die Erkrankung der Lymphknoten hindeuten.
  • Erkrankungen der Galle und Leber: Dabei kann cholestatischer Pruritus auftreten, der sich oft an den Fußsohlen bemerkbar macht. Ein Merkmal von dieser Art des Juckreizes ist, dass Kratzen keine Linderung bringt.
  • Diabetes: Betroffene von Diabetes leiden häufiger unter chronischem Pruritus an unterschiedlichen Stellen.

Eine Sonderform ist der aquagene Pruritus, der durch Wasserkontakt ausgelöst wird. Ursache hierfür könnte die Mutation einer blutbildenden Stammzelle im Knochenmark sein, durch die es zur Vermehrung vor allem von roten Blutkörperchen kommt.

Wie entsteht Pruritus?

Wie Pruritus im Einzelnen ausgelöst wird, ist noch nicht vollständig erforscht. Es wird angenommen, dass Juckreiz durch die Nervenendigungen bestimmter Fasern vermittelt wird. Die Juck-Empfindung wird gemeinsam mit den Signalen für Schmerz und Temperatur über Zwischenstufen an das Gehirn weitergeleitet, löst dort aber eine andere Aktivierung aus. Chemische Mediatoren, wie zum Beispiel Histamin oder Serotonin, aktivieren diese Nervenfasern, was schließlich zur Empfindung des Juckens führt.

Bestimmte äußere Reize wie Hitze oder Kälte können sich mit dem Juckreiz überlagern und Pruritus verstärken oder auch abschwächen. Bei einigen Erkrankungen mit Pruritus als Symptom verzweigen sich die Nervenzellen zudem stärker. Dadurch werden sie öfter und schneller aktiviert und der chronische Juckreiz entsteht. Ältere Menschen über 60 Jahre und solche mit Mehrfacherkrankungen sind am häufigsten von chronischem Pruritus betroffen.

Kratzläsionen als Pruritus-Symptome

Chronischer Pruritus löst starkes Kratzen aus, wodurch es zu Schädigungen der Hautbarriere, erneutem Juckreiz, Infektionen und Entzündungen kommen kann, die teilweise mit „Pigmentflecken“ abheilen können. Die Kratzläsionen (Schädigungen durch Kratzen) entwickeln sich durch den folgenden Ablauf:

1. Es kommt zur Empfindung des Juckreizes.

2. Das dadurch bedingte intensive Kratzen schädigt die Hautbarriere durch Verletzungen wie Rötungen, Aufschürfungen und Blutungen.

3. Es kommt zu einer Intensivierung des Juckreizes durch chemische Mediatoren. Keime und Bakterien können durch die geschädigte Hautbarriere eindringen und Infektionen auslösen.

4. Die Infektion kann eine entzündliche Reaktion des Körpers hervorrufen.

5. Es können Hautveränderungen (postinflammatorische Hyperpigmentierung) wie helle oder dunkle Verfärbungen oder Flecken sowie Krusten, Geschwüre oder Vernarbungen infolge der entzündlichen Veränderungen entstehen.

Der durch den Pruritus ausgelöste Kratzreflex bietet kurzzeitig Erleichterung, weil durch das Kratzen ein Schmerzreiz ausgelöst wird, der die Wahrnehmung des Juckreizes überlagert. Allerdings werden dabei auch weitere Botenstoffe freigesetzt, die zu noch mehr Jucken und Kratzen führen. So entsteht ein Juck-Kratz-Kreislauf, durch den die Entzündungsvorgänge aufrechterhalten und verstärkt werden.

Veranschaulichung Juck-Kratz-Kreislauf

Pruritus: Welche Behandlung ist möglich?

Zur Behandlung von Pruritus wird zunächst die ursächliche Erkrankung therapiert. Das Juckempfinden kann aber auch nach erfolgreich abgeschlossener Behandlung bestehen bleiben oder wenn die Ursache nicht gefunden wird. Da es bei chronischem Pruritus keine allgemeingültige Therapie gibt, wird oft eine Kombination aus lokaler Behandlung, Medikamenten und dem Vermeiden von Triggern angewandt.

Bei der äußerlichen Behandlung des Pruritus können Juckreiz betäubende Arzneimittel (Lokalanästhetika) Linderung verschaffen. Dazu zählen solche mit Menthol, Kampfer, Lidocain oder Polidocanol. Alle weiteren medikamentösen Behandlungen sind individuell abhängig und sollten nur nach eingehender ärztlicher Diagnose erfolgen. So können bei entzündlichen Veränderungen Glukokortikoide in Form von Cortison-Salben helfen, die beispielsweise bei Neurodermitis effektiv sind. Bei schweren Formen von Pruritus können Medikamente zur inneren Anwendung zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel Antihistaminika bei Allergien oder Nesselsucht. Bei systemischen Ursachen können Antidepressiva, Medikamente gegen Krampfanfälle oder solche Wirkstoffe helfen, die die Weiterleitung von Schmerzsignalen unterbinden. Teilweise kann auch eine UV-Therapie helfen.

Wichtig bei chronischem Pruritus ist zudem, dass man bekannte Trigger meidet. Bei empfindlicher, zu Allergien neigender Haut kann es hilfreich sein, mechanische Reize sowie Reizstoffe wie Wolle, Putzmittel oder Kosmetika zu vermeiden. Bei manchen Betroffenen, vor allem älteren Menschen, verursacht oft trockene Haut Pruritus oder kann das bestehende Jucken verstärken. Für sie ist Vorsicht geboten bei heißem und langem Baden, Saunagängen oder trockenem Raumklima, da dies ein Austrocknen der Haut fördern kann. Bei Pruritus infolge trockener Haut ist daher eine Hautpflege mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes ein Muss.

Frau nach dem Duschen
Feuchtigkeitsspendende Hautpflege ist essenziell, um Pruritus zu lindern.

Bei chronischem Pruritus steht im Fokus, die Hautbarriere zu stabilisieren, vor allem nach dem Duschen oder Baden. Als wirkungsvoll haben sich dabei rückfettende und feuchtigkeitsspendende Produkte erwiesen, die weitere hydratisierende Wirkstoffe wie Glycerin, Urea und Lactat (Milchsäure) enthalten können. Eine effektive Hautpflege mit unterschiedlich hoch konzentrierten Feuchthaltefaktoren bietet die Pflegeserie Eucerin UreaRepair. Die Pflegeprodukte dieser Reihe wirken dank Urea feuchtigkeitsspendend, das sich in der Haut einlagert und dort Wasser bindet. Ceramide verhindern zusätzlich einen Feuchtigkeitsverlust der Haut, stabilisieren die Hautbarriere und beugen damit trockener Haut vor.

Frau, die sich die Kopfhaut massiert
Pruritus kann auch durch trockene Kopfhaut verursacht werden - feuchtigkeitsspendende Shampoos können hier helfen.

Wenn die Haut stark juckt, solltest du zudem auf Kratzen verzichten. Stattdessen ist es schonender, die juckende Hautstelle vorsichtig mit den Fingern zu drücken, zu kneifen oder „abzuklopfen“. Noch effektiver zur Linderung von Pruritus ist ein Kühlen der Hautstelle, da dadurch die Nervenenden kurzzeitig betäubt werden. Dafür kannst du zum Beispiel einen in ein Tuch gewickelten Kühlumschlag auf die Haut legen oder zuvor gekühlte Pflegeprodukte anwenden. Zusätzlich hilft die Anwendung juckreizstillender Produkte, wie das AtopiControl Anti-Juckreiz Spray. Durch das Mentholderivat Menthoxypropanediol wirkt es kühlend und lindernd bei chronischem Pruritus sowie bei Juckreiz, der durch trockene Haut verursacht wird. Polidocanol und der Wirkstoff SymSitive beruhigen die gereizte Haut und mindern Hautrötungen. Die AtopiControl Akutpflege Creme ergänzt die Hautpflege bei akutem Juckreiz durch Ceramide und stärkt die Hautbarriere.

Trockene, juckende Kopfhaut sollte mit einem milden Shampoo gereinigt werden. Dafür sind Feuchthaltefaktoren wie Urea und Lactat (Milchsäure) geeignet, die im Eucerin DermoCapillaire Urea Kopfhautberuhigendes Shampoo enthalten sind. Durch seine Formel kann das Shampoo nicht nur bei trockener Haut mit Pruritus, sondern auch bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis verwendet werden.

Medizinisch geprüft von: Frau Dr. Simone Presto

Frau Dr. Simone Presto ist seit 1997 Medical Advisor bei der Beiersdorf AG. Ihr Schwerpunkt ist die Dermatologie. Sie steht im regelmäßigen Austausch mit Ärzt*innen, Apotheker*innen sowie Verbraucher*innen und betreibt aktive Aufklärungsarbeit zur adäquaten Hautpflege. Zuvor studierte sie Humanmedizin und arbeitete als praktische Ärztin mit Qualifikation in pharmazeutischer Med

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